<<< Sie lesen einen BLOG Eintrag von 11/2020 >>>

Ende des 19. Jahrhunderts: Gibt es einen Weihnachtsmann?

Diese Geschichte von der kleinen Virginia aus New York und dem Weihnachtsmann hat sich zwar Ende des 19. Jahrhunderts zugetragen, aber sie ist so bezaubernd, dass sie für uns ein fester Bestandteil von Weihnachten geworden ist.

Vielleicht kennt der eine oder andere sie noch nicht, oder hat (wie wir) Lust sie immer wieder zu lesen. Oder Oma & Opa haben Lust sie den Enkeln online vorzulesen oder wie auch immer.

Gerade in diesem, an Kultur, Poesie und wunderbaren Momenten armen Jahr tut es gut diesen Text zu lesen.

Wie kam es nun zu Virginias Frage?

Die 8-jährige Laura Virginia O’Hanlon, lebte in der 115 West 95th Street in Manhattan, New York und machte sich, wie die meisten Kinder ihres Alters, schon im Herbst Gedanken über das anstehende Weihnachtsfest – oder vielmehr: Sorgen.
Denn von ihren Freunden hatte sie erfahren, dass es in Wirklichkeit gar keinen Weihnachtsmann gibt. Eigentlich hatte sie bis dahin immer an den Weihnachtsmann geglaubt; schließlich hatte er sie nie enttäuscht. Jetzt aber bohrte und nagte der Zweifel.

In ihrer Not fragte Virginia erst einmal ihren Vater. Der brachte es aber nicht übers Herz, seiner Tochter eine ehrliche Antwort zu geben. Um sie aber nicht im Ungewissen zu lassen, schlug er ihr vor, doch einen Leserbrief an die „New York Sun“ zu schreiben, zu jener Zeit eine der wichtigsten Zeitungen der Stadt.
„Wenn du es in der ‚Sun‘ liest“, versicherte der Vater deshalb seiner Tochter, „ist es so.“

Virginia setzte sich also hin und schrieb tatsächlich an die Redaktion und schickte ihn ab. Er landete in den Händen von Francis P. Church, einem ehemaligen Kriegskorrespondenten während des Amerikanischen Bürgerkriegs.

Virginia schrieb:

Ich bin acht Jahre alt.

Einige meiner kleinen Freunde sagen, es gibt keinen Weihnachtsmann.
Papa sagt, was in der 'Sun' steht, ist immer wahr.

Bitte sagen Sie mir: Gibt es einen Weihnachtsmann?


Virginia O’Hanlon.

Hier die Antwort von Francis P. Church:

Virginia,

Deine kleinen Freunde haben nicht recht.

Sie sind angekränkelt vom Skeptizismus eines skeptischen Zeitalters. Sie glauben nur, was sie sehen: Sie glauben, dass es nicht geben kann, was sie mit ihrem kleinen Geist nicht erfassen können.
Aller Menschengeist ist klein, Virginia, ob er nun einem Erwachsenen oder einem Kind gehört.
Im Weltall verliert er sich wie ein winziges Insekt. Solcher Ameisenverstand reicht nicht aus, die ganze Wahrheit zu erfassen und zu begreifen.

Ja, Virginia, es gibt einen Weihnachtsmann. Es gibt ihn so gewiss wie die Liebe und die Großherzigkeit und die Treue. Und du weißt ja, dass es all das gibt, und deshalb kann unser Leben schön und heiter sein. Wie dunkel wäre die Welt, wenn es keinen Weihnachtsmann gäbe! Sie wäre so dunkel, als gäbe es keine Virginia. Es gäbe keinen Glauben, keine Poesie – gar nichts, was das Leben erst erträglich machte. Ein Flackerrest an sichtbarem Schönen bliebe übrig. Aber das ewige Licht der Kindheit, das die Welt erfüllt, müsste verlöschen.

Es gibt einen Weihnachtsmann, sonst könntest Du auch den Märchen nicht glauben.
Gewiss, Du könntest Deinen Papa bitten, er solle an Heiligabend Leute ausschicken, den Weihnachtsmann zu fangen. Und keiner von ihnen bekäme den Weihnachtsmann zu Gesicht – was würde das beweisen?

Kein Mensch sieht ihn einfach so. Das beweist gar nichts. Die wichtigsten Dinge bleiben meistens Kindern und Erwachsenen unsichtbar. Die Elfen zum Beispiel, wenn sie auf Mondwiesen tanzen. Trotzdem gibt es sie. All die Wunder zu denken – geschweige denn sie zu sehen –, das vermag nicht der Klügste auf der Welt.

Was Du auch siehst, Du siehst nie alles. Du kannst ein Kaleidoskop aufbrechen und nach den schönen Farbfiguren suchen. Du wirst einige bunte Scherben finden, nichts weiter. Warum? Weil es einen Schleier gibt, der die wahre Welt verhüllt, einen Schleier, den nicht einmal die größte Gewalt auf der Welt zerreißen kann. Nur Glaube und Poesie und Liebe können ihn lüften. Dann werden die Schönheit und Herrlichkeit dahinter auf einmal zu erkennen sein. „Ist das denn auch wahr?“, kannst Du fragen. Virginia, nichts auf der ganzen Welt ist wahrer, und nichts ist beständiger.

Der Weihnachtsmann lebt, und ewig wird er leben. Sogar in zehnmal zehntausend Jahren wird er da sein, um Kinder wie Dich und jedes offene Herz mit Freude zu erfüllen.

Frohe Weihnacht, Virginia!              

Dein Francis Church

Instergram  Faceboocke  Linked in  folgen Sie uns

© 2024 Hotel & Restaurant Brackstedter Mühle
Zum Kühlen Grunde 2 · 38448 Wolfsburg
Telefon (0 53 66) 90-0 · info@brackstedter-muehle.de
Folgen Sie uns auch auf facebook
Es werden notwendige Cookies, Google Maps und Google Analytics geladen. Details finden Sie in unserer Datenschutzerklärung und unserem Impressum.