Unser Sohn war im vorpubertären Alter und darüber hinaus ein begeisterter Hörbuch-Hörer. Besonders geliebt hat er dabei die fantasievollen Geschichten von Cornelia Funke. Wenn man nun die Geschichten von Cornelia Funke hört, dann kommt man an einem nicht vorbei: Rainer Strecker, der alle Hörbücher von Cornelia Funke, aber auch viele anderen liest.

Jedoch: Er liest nicht bloß, er lebt die Texte.

Wenn Rainer Strecker liest, dann trägt er den Zuhörer emotional durch tiefste Täler und über höchste Gipfel. Man erlebt, was in den Figuren, denen der seine Stimme gibt, so vorgeht.

Ach - ich schweife ab, ich bin einfach verliebt in diese Stimme, die mein tägliches Leben so lange begleitet hat. Morgens, mittags, abends…

Also weiter in unserer Geschichte:

2005 im Sommer, lass ich im Internet, dass am ersten Ferientag in Mölln eine Lesung mit Rainer Strecker und Cornelia Funke stattfinden würde. Da es für uns ein Jahr ohne Sommerurlaub werden würde, dachte ich, das wäre doch ein tolles Erlebnis für unseren Sohn und buchte die Tickets.

Was soll ich sagen, es war ein tolles Erlebnis. Auf einer umwaldeten Wiese in der sommerlichen Abendsonne fand die Lesung von „Tintenherz“ seinen perfekten Rahmen. Als dann später alle Kinder zur Signierstunde von Cornelia Funke gestürzt sind, standen Die Erwachsenen plaudernd am Rande. Zufällig kam ich ins Gespräch mit Rainer Strecker. Wir tauschten uns aus über leseunwillige Söhne und er gab mir eine Buchempfehlung, die seinen Sohn „geknackt“ hatte.

Am nächsten Tag sind wir gleich in die Buchhandlung und haben „Skulduggery Pleasent“, die Buchempfehlung von Rainer Strecker gekauft.

Von diesem Moment an war es aus und vorbei mit der Lesehemmung unseres Sohnes. Zudem war er ganz wild auf Lesungen mit Rainer Strecker und wir wurden sozusagen zu Groupies, die an die unterschiedlichsten Orte gefahren sind, damit das Kind sich Geschichten „live“ anhören konnte.

Wie das so ist – alle Eltern größerer Kinder werden mich verstehen – wachsen die Kinder aus verschiedenen Lebensphasen raus und verlassen am Ende das Haus. Anders bei uns Eltern, zumindest Mütter sind da ja deutlich rührseliger. Ich denke jedenfalls gerne an die Hörbuchzeit und werde immer ganz sentimental, wenn ich die Stimme von Rainer Strecker höre. Egal ob als Hörbuch oder im TV.

Vermutlich haben wir mal den gleichen Hashtag benutzt, oder der Algorithmus hat sonstwelche Gemeinsamkeiten herausgefiltert. Aus einem losen gegenseitigen Kommentieren von Posts ist irgendwann ein privater Chat entstanden und daraus ein Besuch von Rainer Strecker in der Brackstedter Mühle. Er suchte ein ruhiges Landhotel zum Schreiben. Bitte, das konnten wir bieten.

Bei Anreise, was soll ich sagen, sofort Sympathie auf der ganzen Linie. Auch das große Kind hat sich nicht nehmen lassen, dem Abendessen mit „der Stimme seiner Kindheit“ beizuwohnen. Bei ein paar Gläschen Wein und gutem Essen kam uns dann die Idee mit der kulinarischen Lesung „Mehr als nur Buchstabensuppe“